Der Kreislauf der Emotionsphobie
Wer kennt sie nicht, die ungeliebten Emotionen wie Wut oder Angst. Angst vor dem Präsentieren. Der Dunkelheit. Angst vor Spinnen. Angst vor dem Brief, der im Briefkasten auf uns wartet. Angst vor den Empfindungen, die wir bei dem Eintreffen einer bestimmten Situation erwarten. Die Angst vor dem Gefühl. Ein Kreislauf der Emotionsphobie.
Ich kenne selbst die Emotionsphobie nur zu gut, war ich doch viele Jahre in ihr gefangen, ohne zu wissen, wie ich mich von ihr befreien kann.
Es hatte mit einem Überfall an einem dunklen Freitag Abend vor meiner eigenen Haustür begonnen. Zuerst der Überraschungseffekt und der Schock, begleitet von dem Gefühl, handlungsunfähig und vollkommen gelähmt zu sein. Eine Situation, die sich in mein System gebrannt hatte. Dann die tägliche Wiederholung dieses paralysierten Zustands und der absoluten Unfähigkeit, mich aus der Angst zu befreien.
Nichts half. Keine spirituellen Praktiken, keine Bachblüten, keine Ablenkungen.
Immer dann, wenn ich auch nur ansatzweise, bewusst oder unbewusst, an die Situation erinnert wurde (und es gab vieles, was mich täglich darauf stieß), war ich drin, in der Angst: Empfindungen, wie Herzrasen, schweißnasse Hände, zitternde Knie, aufgerissene Augen, die Unfähigkeit, mich bewegen zu können, sowie Gedanken, die in meinem Kopf rasten und mir immer wieder einhämmerten, dass ich wieder in Gefahr sei, waren von nun an meine Wegbegleiter.
Die Konsequenz? Ich zog aus der Gegend, aus der Stadt, aus dem Land weg.
Hat es mir geholfen? Bedingt. Denn ich habe mich der täglichen Konfrontation mit dem Ort des Schreckens entzogen.
Doch die Lösung war es nicht. Denn von Emotionen befreien wir uns nicht, indem wir vor ihnen wegrennen.
Je mehr wir sie vermeiden, desto stärker haben sie uns im Griff. Denn so konditionieren sie uns. Sie bestimmen, was wir bereit sind zu tun und manipuliert unser Denken und Fühlen. Geben wir uns den Empfindungen, den schier unerträglichen Gedanken hin, sind wir Gefangene unseres eigenen Gefängnisses. Je mehr wir sie vermeiden, desto größer und einnehmender werden die Emotionen, die wir nicht fühlen wollen.
Tatsächlich gibt es nur einen Weg: Durch die Emotion. Gedanklich. Emotional. Tatsächlich. Manchmal Schritt für Schritt. Manchmal als Sprung ins kalte Wasser.
Was hat mir geholfen, meine Angst zu überwinden? Ich habe erkannt, dass mich mein System vor einer Gefahr warnen will, wenn es Strukturen wahrnimmt, die der ursprünglichen Gefahrensituation ähnlich sind (z.B. abends alleine durch die Straßen laufen, Schritte hinter mir, Schatten usw.). Und ich habe verstanden, dass dies nur zu meinem Schutz ist.
Ich durfte lernen, mich mit verschiedenen Tools (z.B. Atmung, bewusste Wahrnehmung, Limbic Workout) zu regulieren und dadurch Erfahrungen zu machen, die mir wieder Vertrauen geschenkt und die Angst verringert haben. Als ich erkannt habe, wie hilfreich diese Tools sind, habe ich sie täglich wiederholt. Bis ich sie verinnerlicht und verstanden habe, dass Emotionen nicht anderes als unsere Kommunikationstool sind, die uns helfen, uns in den Bereichen zu unterstützen, die unseren Support brauchen.